Weihnachten in Litauen

Weihnachten in Vilnius, Litauen © Lithuania Travel

Wenn wir an Weihnachten denken, dann dreht sich wohl alles um Weihnachtsmärkte, Glühwein und Lebkuchen in der Adventszeit und um Gedichte, Weihnachtsmann und Gänsebraten an Heiligabend. Doch wie feiert man eigentlich Weihnachten in Litauen? Welche Bräuche gibt es dort? Wir nehmen Euch mit auf eine kleine Weihnachtsreise.

Schneebedeckte Dörfer und festlich geschmückte Häuser in einer glitzernden Winterlandschaft – im eher ländlich geprägten Litauen hat Weihnachten noch viel von seinem ursprünglichen Charme bewahrt und statt Shopping-Marathon und Geschenke-Jagd stehen Besinnlichkeit und Ruhe im Mittelpunkt der Weihnachtszeit. Auch der Advent hat in Litauen seine frühere Bedeutung beibehalten: In der vierwöchigen Fastenzeit werden die kalorienreichen Leckereien aus Schokolade und Lebkuchen im Gegensatz zu Deutschland meistens verschmäht.

Heiligabend – ein Fest der Gastfreundschaft

Weihnachten in Litauen ist sehr von religiösen und heidnischen Bräuchen geprägt. Der Heilige Abend, auch „Kucios“ genannt, ist der Höhepunkt der Festlichkeiten. Sobald es draußen dunkel wird und die ersten Sterne zu sehen sind – in Anlehnung an den Stern von Bethlehem – kommt die ganze Familie zusammen. Das traditionelle litauische Weihnachtsessen besteht aus 12 Speisen, diese stehen symbolisch für die 12 Apostel. Typische Speisen an diesem Abend sind Heringsalat, Kartoffelsalat, Rote-Bete-Suppe, Pilze, Aspik, Fisch, Heiligabend-Kekse, Nüsse und Äpfel. Dazu gibt es ein Getränk aus Moosbeeren. Erst am nächsten Tag, mit dem Ende der Fastenzeit, kommt auch reichlich Fleisch auf den Tisch.

Die große Gastfreundschaft der Menschen in Litauen zeigt sich in der sehr schönen Tradition, immer einen Platz beim Weihnachtsessen freizuhalten: Entweder für ein im vergangenen Jahr verstorbenes Familienmitglied oder aber für unerwarteten Besuch. Oft werden auch Bedürftige zum Essen eingeladen, damit der Familie das Glück im neuen Jahr gewogen bleibt. Die Reste des Weihnachtsessens werden in Litauen nicht abgeräumt, sondern bleiben bis zum nächsten Morgen für die Seelen der Verstorbenen auf dem Tisch stehen – eine Tradition, die die tiefe Verwurzelung mit heidnischen Bräuchen deutlich macht.

Top Reiseziele zur Weihnachtszeit in Litauen

Litauische Bräuche an Weihnachten

Fester Bestandteil des litauischen Weihnachtsfestes ist außerdem das gemeinsame Strohhalmziehen. Hierfür wurde bereits vor dem Essen unter dem Tischtuch Stroh ausgelegt, in Anlehnung an die Krippe der Weihnachtsgeschichte. Jeder am Tisch zieht blind einen Halm hervor und kann daraus erste Vorhersagen für das neue Jahr treffen: lange, dicke Halme versprechen ein gutes Jahr, dünne oder zerbrochene Halme gelten hingegen als ein schlechtes Vorzeichen.

Auch in Litauen dürfen Klein und Groß sich auf Weihnachtsgeschenke freuen, die übrigens genau wie hier vom Weihnachtsmann gebracht werden. Sie müssen sich jedoch ein wenig länger gedulden, da Geschenke erst nach dem Besuch der Mitternachtsmesse ausgepackt werden dürfen. So geht der Heilige Abend meist in eine lange Nacht über, in der die Familie zusammen sitzt und Zeit miteinander verbringt. Denn nach dem litauischen Glauben wird das kommende Jahr so wie der Heiligabend – und wer möchte da nicht Freude, Glück und Ruhe teilen?

Kathedrale in Vilnius zur Weihnachtszeit © Lithuania Travel

Mit dem Motorroller ins Baltikum reisen

Mit DFDS nach Klaipeda_Credits Sabine Bobrowski

Die kopfsteingepflasterte Altstadt von Klaipeda schüttelt uns auf dem Motorroller ordentlich durch, doch wir genießen jede Minute in dieser niedlichen Idylle und auf der Kurischen Nehrung kämpfen sich die Sonnenstrahlen durch die Bäume bis auf unsere Haut hinter dem Visier. Erholung pur!

Baltikum reisen Klaipeda Brunnen_Credits Sabine Bobrowski

Die Fahrt auf der Fähre nach Klaipeda

Wie schon im letzten Jahr in Oslo mit dem Fahrrad, sind wir auch dieses Pfingsten wieder mit einem Zweirad und einer DFDS Fähre unterwegs. Allerdings setzen wir dieses Mal auf etwas mehr Geschwindigkeit, nehmen unseren Motorroller und nutzen die Route Kiel – Klaipeda, um ins für uns noch unbekannte Baltikum zu reisen. Von Hamburg aus geht es am Freitagnachmittag bei schönstem Sonnenschein ins knapp 90 km entfernte Kiel, vorbei an blühenden Feldern, kleinen Dörfern und Städten. Gerade rechtzeitig bevor der Regen einsetzt, fahren wir auf die Fähre, wo zwei hilfreiche Mitarbeiter uns beim Verzurren des Motorrollers helfen. An Bord erwartet uns eine kleine gemütliche Kabine mit Meerblick, die für die nächsten 20 Stunden unsere Ruheoase sein wird. 20 Stunden mögen sich für den Einen oder Anderen lang anhören, doch wir genießen die Ruhe und den Abstand von der ständigen Beschallung des Alltags. Wir schlafen lang, schlagen uns die Bäuche im Restaurant voll und vertreiben uns die Zeit mit Spielen und Drinks an der Bar, die nebenher gesagt einen wirklich unschlagbaren Preis haben. Ein halber Liter vom litauischen Svyturio Bier kostet uns gerade einmal 2,60 € und schmeckt auch noch gut.

Charmantes Klaipeda

Gegen frühen Nachmittag kommen wir in Klaipeda (ehemals Memel, Küstenstadt in Litauen, Teil der Baltischen Staaten) an und fahren direkt zu unserem Hotel. Das Memel Hotel bietet uns alles was wir brauchen. Vor allem der eingezäunte und bewachte Parkplatz, der nur für Gäste des Hotels zugänglich ist, überzeugt uns. Den Rest des Tages schauen wir uns in Klaipeda um. Die kleine kopfsteingepflasterte Altstadt hält so viele niedliche Highlights bereit, dass wir ganz touristisch mit der Kamera durch die Straßen laufen. Der Fluss Dane, der direkt durch die Stadt fließt, passt nur zu gut in das kleine idyllische Städtchen. Unweit vom Stadtkern entfernt entdecken wir auch die Meridianas – ein stolzes Segelschiff, das heute als Restaurant genutzt wird. Kleine Infotafeln mit Bild und Schrift erklären uns weitere Details über das Schiff und den dazugehörigen Hafen.

Meridianas Klaipeda_Credits Sabine Bobrowski

Überraschungen an jeder Ecke

Wir gehen weiter am Fluss entlang und sehen einen Tretbootverleih, viele kleine Schiffe und eine rege Menschenmasse. Wie sich herausstellt, findet wohl an diesem Wochenende eines der vielen Festivals statt. Es sind Buden mit verschiedenen Leckereien, Bernstein und anderen tollen Dingen aufgebaut und auf einem Musikturm kommt der DJ voll in Fahrt. Wir gönnen uns ein Svyturio, wieder zu einem unschlagbaren Preis, und schlendern weiter. Eine von Hand betriebene Brücke lässt uns schmunzeln. Zwei Männer ermöglichen den wartenden Fußgängern ca. alle 15 Minuten den Übergang, indem jeder an einer Seite des Hebels dreht. Wieder ein kleines Highlight, das uns schon jetzt festlegen lässt: wir werden bald wieder ins Baltikum reisen! Da es leider anfängt zu regnen, suchen wir Unterschlupf in einem der vielen Restaurants. Wir entscheiden uns für etwas typisch Litauisches – man will ja auch vom einheimischen Essen probieren. Gestärkt mit frischem Fisch, Rote-Beete-Suppe und Maultaschen spazieren wir am Abend zufrieden zu unserem Hotel zurück.

Warum wir wieder ins Baltikum reisen

Am nächsten Tag steht für uns ein Ausflug zur Kurischen Nehrung an. Wenn man schon mal vor Ort ist, ist das ein unbedingtes Muss. Es hätte an diesem Tag, trotz der kühlen Temperaturen, nicht schöner sein können, mit dem Motorroller durch die Natur zu brausen. Begleitet von vielen verschiedenen Vogelarten genießen wir einen tollen Tag auf den beeindruckenden Dünen und in kleinen Ortschaften, die die Kurische Nehrung so besonders machen. Neben vielen Fahrradfahrern, Wanderern und Sportbegeisterten fühlen wir uns rundum wohl. Ein durchaus gelungener Tag für uns. Am Nachmittag machen wir uns dann auf den Rückweg zur Fähre. Wir genießen wieder die Ruhe und die Zeit an Bord bevor wir den Heimweg von Kiel nach Hamburg antreten.

Kurische Nehrung_Credits Sabine Bobrowski

Vollkommen erholt von unserem kleinen Kurztrip, geht es schon in die nächste Planung und wir überlegen, wann wir das nächste Mal ins Baltikum reisen.

Die baltischen Staaten für Einsteiger

Tallinn Panorama Credits VisitEstonia

Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen – auch unter dem Begriff Baltikum zusammengefasst – sind für viele Reisende noch eine unbekannte Region. Urlauber werden daher immer wieder überrascht von der Schönheit der unberührten Naturlandschaften, dem Charme der gut erhaltenden Städte und den europäischen Verflechtungen von Kultur und Geschichte. Den baltischen Staaten gemeinsam ist die Verbindung zur Ostsee – jedoch hat jeder Staat im Baltikum seinen eigenen Charakter, den wir euch hier zeigen wollen.

Lektion Nummer Eins: Estland, das Nordlicht der baltischen Staaten

Das Land gehört mit 1,3 Mio. Einwohnern zu den am dünnsten besiedelten Ländern in Europa – allein in Berlin leben 3,5 Mio. Menschen. Es gibt in Estland mehr als 2.000 Inseln, wovon die meisten jedoch unbewohnt sind. Zur Entspannung in unberührter Natur eignen sich besonders die Inseln Muhu und Saaremaa. Typisch für Estland sind der Holzbau und das Blockhaus, da mehr als die Hälfte des Landes mit Wald bedeckt ist. Durch verschiedene Besetzungen in den letzten Jahrhunderten sprechen viele Esten neben ihrer Muttersprache auch fließend Finnisch, Russisch, Englisch und oft auch Deutsch. Estlands grüne Hauptstadt Tallinn und ihre Sehenswürdigkeiten sind eine aufregende Mischung aus Alt und Neu. Die mittelalterlich geprägte Altstadt gehört zu den am besten erhalten gebliebenen Stadtkernen Nordeuropas.

Die baltischen Staaten: Volksfest Credits VisitEstonia

Kultur aus Moderne und Tradition in Estland

Estland wird gerne als singende Nation bezeichnet, denn alle 5 Jahre werden landesweit Sängerfeste durchgeführt. Diese wurden sogar zum UNESCO Kulturerbe ernannt. Die Mehrheit der Esten gehört keiner Konfession an. Dafür spielt das Internet eine große Rolle. Erledigungen werden fast ausschließlich online getätigt: es kann sogar online gewählt werden. Das wichtigste Fest ist das Johannisfest in der estnischen Mittsommernacht am 24. Juni – ein besonderes Ereignis auch für Touristen. Es wird begleitet von Tanz, Musik und alten Bräuchen, wie dem Sammeln von Glühwürmchen, die Reichtum und Glück bringen sollen. Legt ein Mädchen Blumen unter das Kopfkissen, soll sie in der Johannisnacht die Liebe ihres Lebens finden.

Die baltischen Staaten: Song Festival Credits VisitEstonia

Spezialitäten aus den baltischen Staaten

Die estnische Küche ist ein Zusammenspiel der skandinavischen, russischen und deutschen Küche. Typische Speisen sind das Vollkornbrot oder geräuchertes Fleisch sowie Fisch. Als Nachspeise wird gerne eine herzhafte, süße, sättigende Speise namens „Kama“ gereicht, die aus gemahlenem Roggen, Gerste und Erbsen gekocht wird. Eine Legende besagt, dass das erste Marzipan als Ergebnis eines medizinischen Experiments in Tallinn entstand. Beliebt sind der würzige Likör „Vana Tallinn“, aber auch Wacholder- und Kümmelschnäpse, zum Beispiel „Kännu Kukk“.

Die baltischen Staaten: Vollkornbrot Credits VisitEstonia

Lektion Nummer Zwei: Lettland, Gastfreundschaft und weiße Sandstrände

Lettlands Ostseeküste mit 500 km weißen Sandstränden bietet in den Orten Ventspils, Liepāja und Jūrmala gute Bademöglichkeiten. Lettland ist ein grünes Land mit vielen Wäldern. Hier wurden einst viele historische Schlachten ausgetragen, daher finden sich in Lettland zahlreiche Militärhinterlassenschaften und Denkmäler (z.B. Tirelpurvs , Lozmetejkalns und das Museum der Festung Kurzeme). Seit 2014 ist der Euro in Lettland genau wie in den anderen baltischen Staaten offizielle Währung. Die Hauptstadt Riga steht auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste und wartet mit einem beeindruckenden Jugendstilviertel auf. Riga gilt als „Hauptstadt des Baltikums“ – in ihr wohnt die Hälfte der Einwohner Lettlands.

Jurmala Strand Credits Lalatvia Travel

Eine Mischung aus westlichen und östlichen Kulturen

Das wichtigste Fest ist auch hier das Johannisfest. Die Letten feiern den Tag mit vielen Aktionen und am liebsten in der Natur bei Verwandten auf dem Land. In der Johannisnacht darf man nicht schlafen gehen, bis die Sonne aufgeht und am Morgen muss man durch den Morgentau waten, um immer Geld in der Tasche zu haben. Zu dieser Gelegenheit werden Trachten getragen, die das kulturelle Erbe Lettlands zeigen. Die lettische Küche enthält viel Fisch und Fleisch in Kombination mit gekochten Erbsen, Speck und Zwiebeln, viele Milchprodukte und Gewürze, wie Dill. Beliebt sind „Pankuki“ (Pfannkuchen mit Fleisch, Käse oder Kartoffeln), „Piragi“ (kleine Pasteten mit Kohl und hart gekochtem Ei), Bier und der Kräuterschnaps „Riga Black Balsam“, der so bitter ist, dass man ihn verdünnen muss.

Lektion Nummer Drei: Litauen, der größte baltische Staat

Hauptmagnet für Touristen ist in Litauen die Kurische Nehrung. Kilometerlange Sandstrände und eine einmalige Dünenlandschaft hatten schon den Literaturnobelpreisträger Thomas Mann dazu bewogen, dort ein Sommerhaus zu erwerben. Der Kurort Palanga gilt als Litauens Sommerhauptstadt. Litauen besitzt alte Architektur, Burgen und Schlösser, viele naturbelassene Seen und eine sehr gute Infrastruktur. Die litauische Hauptstadt Vilnius gilt als barockes Meisterwerk mit unzähligen Kirchen. Sie ist aber auch für die moderne Architektur von Geschäftszentren und Wohnhäusern bekannt.

Kulturelle Vielfallt in Litauen

In Vilnius leben seit vielen Jahrhunderten Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Kulturen zusammen, dies zeigt sich auch im farbenfrohen Stadtbild. 2009 war Vilnius Kulturhauptstadt Europas. Litauer singen sehr gerne ihre traditionellen Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Alle 5 Jahre werden Gesangs- und Tanzfeste in Vilnius veranstaltet. Das Singen spielt auch bei Festen wie Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen eine große Rolle. Die litauische Küche ist je nach Region für unterschiedliche Spezialitäten bekannt. Im östlichen Hochland sind es Pfannkuchen und Quarkgerichte, im Tiefland Breie und Eintöpfe, in Südwestlitauen geräuchertes Fleisch und Würste mit gefüllten Kartoffelklößen. Für die Küstenbewohner spielt Fisch eine große Rolle. Das Lieblingsgetränk ist auch hier das Bier.

Ostseestrand in Litauen Credits Visit Lithuania

Welches Land möchtet Ihr nun zuerst entdecken?
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Radtouren auf Litauens Ostseeküstenradweg

Radtouren begleitet von einer frischen Meeresbrise vorbei an meterhohen Sanddünen und weißen Stränden, durch malerische Fischerdörfer und unberührte Tier- und Pflanzenwelten – der litauische Abschnitt des Ostseeküstenradwegs bietet Radwanderwege durch die als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnete Landschaft der Kurischen Nehrung und das Memeldelta. Der Ostseeküstenradweg ist hier Teil des Europaradwegs R1 und als EuroVelo-Route 10 in beide Richtungen ausgeschildert.

Parnidder © Suvi Mäkinen

Radtouren durch die Sahara des Nordens

Idealer Ausgangsort, um die drei Teilstrecken an der litauischen Küste zu einer Radtour zu verbinden, ist die Hafenstadt Klaipeda. Die erste Etappe führt in Richtung Süden über die Kurische Nehrung bis zum Fischerdorf Nida. Die schmale, fast einhundert Kilometer lange Halbinsel trennt die Ostsee vom Kurischen Haff. Der nördliche Teil gehört zu Litauen, der südliche Teil zum Kaliningrader Gebiet, d.h. zu russischem Verwaltungsgebiet. Die Nehrung ist von beeindruckenden Sanddünen überzogen. Der Legende nach wurde die Landzunge von der Riesin Neringa aufgeschüttet, um die Fischer vor Sturm und Wellen zu schützen. Auch Thomas Mann erfreute sich seinerzeit an der landschaftlichen Schönheit der Region: Der Schriftsteller ließ sich in der „Sahara des Nordens“ ein Häuschen errichten und verbrachte dort von 1930 bis 1932 mit seiner Familie die Sommermonate. Heute sind in dem Thomas-Mann-Haus ein Kulturzentrum und Museum über Leben und Werk des Autors untergebracht.

Klaipeda Palanga Radtouren

Vogelfluglinie über das Memeldelta

Der zweite Teil der Radwege führt durch die Moor- und Flusslandschaft des Memeldeltas bis nach Šilutė. Die Region wird von einer Vogelfluglinie gekreuzt. In dem angrenzenden 29.000 Hektar großen Küstennationalpark gibt es daher zahlreiche Vogelarten bei der Rast zu beobachten. In Venté befindet sich eine der ältesten Vogelwarten Europas. Zu der Anlage gehören auch ein kleines ornithologisches Museum sowie ein über 150 Jahre alter Leuchtturm, der heute als Aussichtsplattform dient.

Das Seebad Palanga

Ziel der dritten Etappe der Radtouren ist der berühmte Bade- und Kurort Palanga. Der beliebte Touristen- und Ausflugsort wird gerne auch als Sommerhauptstadt Litauens bezeichnet. Die langen Strände und die 470 Meter lange Seebrücke laden zum Radfahren, Sonnenbaden und Flanieren ein. Berühmt ist die Stadt außerdem für ihr Bernsteinmuseum. Die Sammlung informiert eindrucksvoll über die Entstehung des Schmucksteins aus versteinertem Harz. Die Exponate mit zahlreichen Inklusen – fossile Einschlüsse von Tieren und Pflanzen – können mit Lupen betrachtet werden. Herzstück der Ausstellung ist der sogenannte Sonnenstein. Mit einem Gewicht von 3,5 Kilogramm zählt er zu den größten Bernsteinen weltweit. Das Museum ist im ehemaligen Schloss des Grafen Felix Tiskevicius untergebracht und von einem hübschen, 86 Hektar großen botanischen Garten umgeben.

Tipps für Ihre Radtour im Baltikum

Beste Zeit für Radreisen ins Baltikum ist von Juni bis Mitte September. Die gesamte Strecke ist auf ebenen, meist autofreien Wegen und Straßen auch für Einsteiger leicht zu bewältigen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC bietet auf seiner Webseite nützliche Informationen über Radtouren, Landeskunde, Infrastruktur, Fahrrad Routenplaner und Unterkünfte. Praktische Begriffe rund um Fahrräder vom Bremskabel übers Flickzeug bis zum Regencape erklärt das Europäische Fahrrad-Lexikon in 27 Sprachen sowie als Bildwörterbuch. Und wer die Radreisen nicht alleine unternehmen, sondern noch nach den passenden Weggefährten suchen möchte, kann das über die Mitradelzentrale tun.

Radtouren Baltikum © Fotolia Aochau

Tägliche Fahrten ab Kiel ins Baltikum

REGINA SEAWAYS © DFDS

Auf der Route ab Kiel in die litauische Stadt Klaipeda wird der Fahrplan um eine zusätzliche Abfahrt pro Woche erweitert. Ab April 2016 steht unseren Fahrgästen eine tägliche, feste Abfahrt ins Baltikum zur Verfügung.

Erhöhte Nachfrage auf der Route Kiel-Klaipeda

Im Februar dieses Jahres haben russische Frachtunternehmen für Transporte durch Polen nicht die nötigen Lizenzen erhalten können. Diese Entwicklung hat auf der Fährlinie von DFDS zwischen Kiel und Klaipeda für erhöhten Bedarf gesorgt. Um kurzfristig zusätzliche LKW befördern zu können, hat DFDS mit dem Einsatz von schnelleren Schiffen eine weitere Abfahrt pro Woche und damit eine Abfahrt pro Tag ermöglicht. Da sich die Nachfrage im Passagengeschäft zwischen Deutschland und den baltischen Ländern schon vor dem Wachstum im Transportbereich sehr gut entwickelt hat, wurde beschlossen, die täglichen festen Abfahrten zu einer Dauerregelung zu machen.

ATHENA SEAWAYS © DFDS

Mehr Flexibilität für die Urlaubsplanung

Ab dem 4. April 2016 werden die Schiffe die Häfen von Kiel und Klaipeda täglich am Abend verlassen. Ankunft ist am Nachmittag am darauffolgenden Tag. Ein im Zuge des erhöhten Transportbedarfes im Februar erfolgte Austausch der OPTIMA SEAWAYS durch die größere und schnellere ATHENA SEAWAYS in Ergänzung der REGINA SEAWAYS bleibt zum Vorteil der Fahrgäste ebenfalls bestehen. Mit dem neuen Fahrplan und dem Schiffswechsel erhöht sich die Kapazität im Passagierbereich auf der Route Kiel-Klaipeda um 20 Prozent. Für unsere Passagiere bietet der neue Fahrplan mehr Flexibilität in ihrer persönlichen Urlaubsplanung für das Baltikum.

Parnidder © Suvi Mäkinen

Das Baltikum als beliebtes Reiseziel

Das Wachstum im Passagengeschäft spiegelt das steigende Interesse der deutschen Urlauber an den Baltischen Staaten als Reiseziel wider – vornehmlich aus den Regionen Nord- und Ostdeutschland sowie stetig ansteigend auch aus Nordrhein-Westfalen. Das Baltikum kann sich vor allem aufgrund seiner landschaftlichen Attraktivität gegenüber anderen Reisedestinationen, beispielsweise Skandinavien, behaupten. Besonders im Trend liegen Rundreisen, vor allem mit dem PKW, Motorrad und sogar auch Fahrrad. Von Klaipeda aus kann man wunderbar die baltische Ostseeküste erkunden oder weiterfahren ins Landesinnere von Litauen, Lettland und Estland. Beliebt sind darüber hinaus Städtetrips in die Hauptstädte Tallinn, Riga und Vilnius. Einen Einblick in das schöne Baltikum geben wir hier im Blog.

Sturmu © Suvi Mäkinen

Fahrt entlang der Memel nach Kaunas

Memelufer

Die Fahrt geht von Vente am Memeldelta flussaufwärts nach Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Links und rechts des Weges liegen einige geschichtsträchtige Orte, dessen Besuch sich lohnt. Gastautor Jürgen Grieschat hat die spannende Route mit dem Motorrad bereist und weiß mit seinen Eindrücken das Fernweh zu schüren.

Wir verlassen Šilutė auf der 141 in Richtung Osten. Unsere Fahrt führt uns bis Kaunas etwa 190 km auf der Landstraße an der Memel entlang, die hier Nemunas heißt und gemächlich durch eine beinahe menschenleere Gegend fließt. Der Strom entspringt in Weißrussland südwestlich von Minsk und mündet nach fast 940 km in das zur Ostsee gehörende Kurische Haff.

Ferien in der Kolchose

Das erste Dorf, das wir passieren, ist Juknaičiai. Es war in der Sowjetunion als Vorzeige-Kolchos, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, berühmt. In mehrstöckigen Wohnhäusern wollte man den Kolchos-Arbeitern stadtähnliche Lebensbedingungen schaffen – eine Idee, von der man längst wieder abgekommen ist. Nach der Wende wurden hier neben den Wohnblocks Stallungen und Wirtschaftsgebäude errichtet, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Kuh zu halten. Solange Feriengäste von staatlichen Organisationen hierhergeschickt wurden, lief der Betrieb. Aber nach Litauens Unabhängigkeit ist das Konzept „Ferien in der Kolchose“ nicht mehr gefragt.

Landtourismus mit Urlaubs- und Freizeitangeboten in dörflich-ländlichem Umfeld dagegen wird immer beliebter. Auf dem weiteren Weg gibt es nahe der Kleinstadt Pagėgiai einen Abzweig nach Sowetsk (dt. Tilsit) am gegenüberliegenden Ufer der Memel. Der Fluss bildet hier bis Jurbarkas die Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad, auch Kaliningrader Gebiet genannt. Den Gedanken an einen kurzen Abstecher ins frühere Königsberger Gebiet müssen wir leider wieder verwerfen – ohne rechtzeitig beantragtes Visum haben wir keine Chance. Für den nächsten Besuch steht es fest auf unserer Liste.

Dichterische Freiheiten an der Memel

Angelangt in dem Dorf Lumpėnai lohnt sich ein Abstecher in Richtung Memelufer zum berühmten Rambynas. Der heidnische Kultberg ist einer der beliebtesten Plätze Litauens für das Johannisfest zur Sonnenwende. Weiter in Richtung Osten führt die Straße nun als Allee aus Linden, Eichen und Eschen durch eine Wiesenlandschaft, in der ziegelgedeckte Backsteinhäuser Erinnerungen an das alte Ostpreußen wecken. Preußisch-Litauen hieß diese Landschaft einst. Die Zeit scheint in diesem flachen, grünen Land still zu stehen: spärlicher Autoverkehr, gelegentliche Pferdewagen, Milchkannen auf Holzständen am Straßenrand und immer wieder Störche. Die Memel wird in der ersten Strophe des Deutschlandliedes als eine der Grenzen Deutschlands aufgeführt: „[…] von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt […].“ Der Dichter Hoffmann von Fallersleben hatte 1841 nicht an eine klare Sprachgrenze gedacht, denn das Gebiet entlang des Flusses war damals litauisch-deutsches Mischgebiet und der Sprachnationalismus wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wirksam.

Kurz vor Jubarkas passieren wir beim Dorf Šmalininkai die historische Grenze von Litauen und Deutschland, die bis 1919 fast 500 Jahre lang eine der stabilsten Europas war. Die heute 13.000 Einwohner zählende Stadt Jurbarkas ist eine Gründung des Deutschen Ordens. Das damalige Georgenburg war ein bedeutender Handelsplatz. In der Hauptstraße unterhalb des alten litauischen Burgberges Bišpilis, früher als Bayerburg bezeichnet, konzentrieren sich die Geschäfte.

An der Memel auf dem Weg nach Westen

Unterwegs auf der litauischen Burgenstraße

Es ist wahrhaftig eine Burgenstraße, auf der wir nun unterwegs sind. Linker Hand auf dem Geestrücken, ragt immer wieder ein Schloss oder eine Burg aus den Baumgruppen hervor. 25 km weiter erreichen wir Schloss Raudonė. Dieses Renaissanceschloss diente wie Raudondvaris, auf das wir kurz vor Kaunas treffen, dem reinen Vergnügen. Ein Ostpreuße, der mit Holzhandel reich geworden war, ließ es Ende des 16. Jahrhunderts auf den Resten einer alten litauischen Burg bauen. Später wurde es im neo-gotischen Stil renoviert. Raudonė liegt mitten im Panemuniai-Regionalpark, der 1992 zum Schutz des Memel Tals und seiner historischen Kulturlandschaften angelegt wurde.

Veliuona ist die nächste Station entlang der Burgenstraße und wird von zwei Burghügeln geprägt. Hier haben sich Litauer und Kreuzritter heftige Kämpfe geliefert. Da der Orden die mächtige Heidenburg Junigeda nicht einnehmen konnte, baute er 1337 nebenan kurzerhand eine eigene, die bereits erwähnte Bayerburg. Daraufhin griffen die Litauer nun die Ordensritter an. In einem dieser Kämpfe soll der litauische Großfürst Gediminas gefallen sein. Es ist nicht belegt, aber der Burghügel ist heute landesweit als sein Grab berühmt. Dort steht auch ein Denkmal des Nationalhelden. Das klassizistische Gutshaus beherbergt heute ein Heimatmuseum.

Neue Heimat alter Römer?

Dann taucht die sagenumwobene Kleinstadt Seredžius an der Mündung des Flüsschens Dubysa in die Memel auf. Eine Legende besagt, dass die Litauer aus dem römischen Adelsgeschlecht Palemon stammen und auf der Flucht vor Nero über die Ostsee an der Memel gelandet seien. Daher leitet sich der Name Palemonas für den Berg ab, auf dem einst die hölzerne Wehrburg Piesve stand. Kurz vor Kaunas erreichen wir Raudondvaris, bekannt durch das „Rote Schloss“, das seit 1615 auf einem früheren Burghügel über dem Ort thront. Mit seinem Bergfried und den Schießscharten täuscht es Wehrhaftigkeit vor, aber alles ist nur Fassade! Raudondvaris wurde nämlich als Renaissance-Lustschloss gebaut. Während des Ersten Weltkriegs war Arnold Zweig hier als Heeresschreiber stationiert. In seinem Roman „Einsetzung eines Königs“ beschreibt er diese Zeit.

Nach ein paar Kilometen erreichen wir schließlich Kaunas, die einstige „litauische Hauptstadt wider Willen“ und Endpunkt dieser Reiseepisode. Als Litauen zwischen den beiden Weltkriegen zu Polen gehörte, wurde die Stadt zur Hauptstadt aufgebaut und damit zum historischen Brennpunkt.

Ansicht Kaunas

Gastblogger: Jürgen „Juri“ Grieschat, www.mottouren.de

Zu Besuch in Vente: Am Memeldelta & Kurischen Haff

Leuchtturm in Vente

Auf einer Landzunge am Kurischen Haff, der Windenburger Ecke, steht seit dem Jahre 1863 der Leuchtturm von Vente. Ein Abstecher hierher und zu der heute dazu gehörigen Vogelwarte lohnt sich für alle, die sich auf dem Weg von Klaipeda nach Kaunas ein wenig Zeit nehmen können und wollen.

Wir sind mit unseren Motorrädern unterwegs: Klaipeda lassen wir auf der 141 nach Süden Richtung Šilutė hinter uns. In Prikulé biegen wir nach Südwesten ab, durchfahren Kintai und halten uns anschließend weiter in südwestliche Richtung bis nach Vente, welches wegen seiner Form von den Litauern Ventės Ragas – das Horn von Vente – genannt wird. Der deutsche Name Windenburger Ecke leitet sich von der 1360 errichteten Windenburg ab. Die Ordensburg diente ursprünglich der Sicherung und Kontrolle des Memeldeltas, sie existiert aber schon lange nicht mehr.

Unsere Fahrt endet am Verkehrsschild „Durchfahrt verboten“ – von hier geht es nur noch zu Fuß weiter zum Leuchtturm und zur Vogelwarte. Hinter einem Kiosk stellen wir unsere Motorräder auf dem Parkplatz ab, der ist seit dem Sommer 2015 kostenpflichtig. Etwa 400 Meter trennen uns noch vom markanten Leuchtturm auf der Landzunge am Kurischen Haff. Schon nach wenigen Metern befindet sich rechter Hand ein hölzerner Aussichtsturm. Von dem erhöhten Standpunkt aus schweift der Blick über das Haff hinüber zur Kurischen Nehrung. Je nach Tageszeit sind die großen Wanderdünen hell im Licht zu erkennen.

Fangnetze der Vogelwarte in Vente

Ins Netz gegangen – Die Vogelwarte in Vente

Am Himmel ziehen Vögel immer wieder ihre Kreise. Ihretwegen wurden die Vogelfangnetze rechts und links vom Leuchtturm aufgestellt. Je nach Jahreszeit werden sie in Richtung der Zugvogelschwärme ausgerichtet. Über die riesigen Netze werden die Vögel dann in kleinere „Käfige“ gelenkt. Sie werden bestimmt, gemessen, gewogen, beringt und anschließend wieder frei gelassen. Das sind hier pro Jahr etwa 50.000 Vögel. Über den Ring können Ornithologen in anderen Teilen der Welt Auskunft über Flugrouten geben. Die Vogelwarte Ventės Ragas besteht seit 1929. Zu Beginn der Saison 2015 sind hier neue Gebäude entstanden, die über die Arbeit der Vogelwarte informieren.

Aussichtsplattform vom Leuchtturm in Vente

Blick vom Leuchtturm

Einen guten Ausblick auf die Netze bietet die Aussichtsplattform des Leuchtturmes in 11 Metern Höhe, wenn man die enge, gusseiserne Wendeltreppe hinauf steigt. Bitte beachtet die geringe Bauhöhe der Ausstiegstür, um ein nachhaltiges Andenken in Form einer Beule zu verhindern. Von hier aus schweift der Blick vom Memeldelta übers Kurische Haff. Auch Kitesurfer, die das Revier vor der Landzunge zu ihrem erkoren haben, lassen sich hier gut beobachten. Nicht umsonst trägt diese Stelle den deutschen Namen Windenburger Ecke.

Weiterfahrt nach Kaunas

Zurück am Parkplatz legen wir eine Pause ein. In dem kleinen Kiosk versorgen wir uns mit kühlen Getränken und geräuchertem Fisch. Auf dem Rückweg Richtung Kintai gibt es ein neuerrichtetes Denkmal eines Kurenkahns in verkleinertem Maßstab. Es erinnert an die flachgehenden Holzboote, die einst in großer Zahl auf dem Haff zum Fischfang unterwegs waren. Heute gibt es nur noch wenige von ihnen, sie werden als nostalgische Ausflugssegler eingesetzt. Vom nahegelegenen Hotel mit angeschlossenem Campingplatz aus kann man mit einer kleinen Fähre über das Kurische Haff auf die Kurische Nehrung nach Nidden fahren. Dieses Angebot gilt allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.

Eine inzwischen geteerte Straße führt über diverse Wasserwege am Memeldelta entlang nach Šilutė, der „Hauptstadt“ des Memeldeltas. Seit 1511 entstand hier eine Siedlung, die aus einer Kneipe hervorgegangen ist, dem Heidekrug. Später wurde daraus ein Marktflecken für die Bauern dieser Moor- und Heidelandschaft. Von Šilutė aus führt die 141 über Pagégiai weiter nach Kaunas.

Gastblogger: Jürgen „Juri“ Grieschat, www.mottouren.de

Mit dem Motorrad durchs Baltikum – Tipps vom Experten

Begegnung: Motorrad gegen echte Pferdestärke

Alpen, Nordcap? Nö! Motorradreiseprofi Jürgen Grieschat kennt nur eine Topdestination, wenn’s um einmalige Motorradreisen geht: das Baltikum. Der ehemalige Geographielehrer hat sich mit seinen geführten Motorradreisen durch Europas Osten inzwischen einen Namen gemacht. Mehrmals im Jahr zieht es ihn mit seinen Reisegruppen auf die endlosen Straßen Litauens, Lettlands und Estlands – oder gar weiter bis nach Russland und Sibirien.

Wir haben uns mit Jürgen „Juri“ Grieschat zu einem kleinen Plausch über die Destination Baltikum und seine vielen Reiseerlebnisse getroffen. Der Profi in Sachen Motorradreisen ist das Gesicht hinter dem Reiseveranstalter MOTTOUREN aus Hamburg und spätestens seit ihm die erste Durchquerung Sibiriens mit einem BMW-Motorrad gelang, eine feste Größe wenn es um Motorradtouren nach Osteuropa geht.

Hallo Jürgen, wie lang ist denn deine letzte Reise ins Baltikum her und wie hat’s dir gefallen? – Meine letzte Reise ins Baltikum war Ende September 2015 und ich werde dann noch einmal Ende Oktober dort unterwegs sein.

Seit über 20 Jahren bis du mit dem Motorrad auf Reisen durchs Baltikum unterwegs. Was fasziniert dich so am Reiseziel Baltikum, dass du immer wieder gerne dorthin zurückkehrst? – Es hat ganz viel mit Ruhe zu tun. Reisen im Baltikum bedeutet Entspannung, zumindest für mich. Unterwegs zu sein in Regionen, die vieles bewahren, aber in denen sich auch vieles sehr rasch verändert, das ist, was mich fasziniert, was mich neugierig macht. Ich habe das im Titel eines meiner Vorträge über das Baltikum so zusammengefasst: Drei Länder zwischen Wolken, Wildnis und Wandel.

Man sagt, die drei baltischen Staaten seien sehr unterschiedlich. Wie nimmst du die regionalen Unterschiede vor Ort war? – Zum einen unterscheiden sie sich natürlich und in erster Linie durch die Sprachen, die völlig unterschiedlich sind. Aber selbst wenn ich von allen dreien nur wenige Wörter kann, ist das kein Problem, denn vor allem die jungen Leute sprechen hervorragend Englisch. Bei den Älteren treffe ich auch immer wieder auf Menschen, die Deutsch sprechen, u.a. weil es in der Sowjetzeit üblich war, ab der 4. Klasse Deutsch als erste Fremdsprache zu lernen. In den Ostteilen aller drei Länder und in Teilen der Hauptstädte treffe ich auch immer auf Menschen, mit denen ich leicht über die russische Sprache kommunizieren kann. Ganz deutlich unterscheiden sich natürlich die jeweiligen Hauptstädte vom Rest der Länder.

Sommerhaus von Thomas Mann

Anekdote aus dem Motorrad-Reisetagebuch

Kannst du eine Anekdote aus deinen baltischen „Reisetagebüchern“ zum Besten geben? Und was war das schönste Erlebnis, das du auf deinen Reisen je hattest?

Da fahre ich in einem abgelegenen Teil der estnischen Insel Hiiumaa und glaube meinen Augen nicht zu trauen: An der Piste steht ein Verkehrsschild mit der Angabe „@Internet“, einzigartig in Europa. Es zeigt, wo sich der nächste Hotspot befindet. Das ist gesetzlich garantiert – Estland bietet seinen Bürgern kostenlosen Zugang zum Internet. Das Land verfügt praktisch über ein flächendeckendes, stabiles und schnelles WLAN-Netz. Das geht auch ohne eigenen Rechner, denn in Ämtern, Bibliotheken, Cafés, Tankstellen, Bussen, Bahnen und Dorfläden kann jeder ins Netz gehen – das macht mich für zu Hause ein wenig neidisch.

Eine weitere schöne Erinnerung: Irgendwo im Osten Litauens bin ich mit meinem Freund Andreas abseits des Teers unterwegs, Sonnabendnachmittag, es staubt, ist heiß, wir fahren einfach nach Kompass Richtung Osten. Wir wollen mal sehen, wo wir rauskommen. Nach einem Knick endet der Feldweg auf einem Bauernhof. Vor uns, seitlich der Straße, ordentlich und übersichtlich am Straßenrand geparkt, eine Unmenge an Traktoren und Privat-Kfz… und alle geschmückt. Hier muss irgendetwas los sein, das wir uns genauer ansehen wollen. Nein, etwas, das wir uns ansehen müssen! Auch wir stellen unsere – nicht geschmückten – Motorräder ebenfalls an den Straßenrand, um in Erfahrung zu bringen, was dort auf dem Bauernhof stattfindet.

Mit großem Hallo werden wir empfangen, als wenn wir uns bereits seit langer Zeit kennen. Nachvollziehen können wir es im ersten Moment nicht, denn nicht ein Einziger ist uns bekannt. Innerhalb kürzester Zeit sitzen wir an einem üppig gedeckten Tisch, zwischen festlich gekleideten Männern, Frauen und Kindern… und alle scheinen sich darüber zu freuen, dass wir uns zu der Feiergesellschaft hinzugesellt haben. Unglaublich, aber wir haben natürlich weder angemessene Kleidung am Körper, noch haben wir auch nur irgendeine Form eines Geschenks bei uns, das wir dem Hochzeitspaar? Jubelpaar? Geburtstagskind? überreichen könnten.

Vorsichtig versuche ich mich bei meiner Nachbarin zu erkundigen, welche Art von Feier hier gerade stattfindet. Freudig erzählt sie, dass die minderjährige Tochter endlich das 18. Lebensjahr erreicht hat und somit volljährig geworden ist. Mit einem verschmitzten Lächeln sagt sie mir – natürlich so leise wie irgend möglich – dass sie sich jetzt mal langsam aber sicher nach einem geeigneten Mann umsehen müssen! Problematisch wird es für uns, die wir ja mit dem Motorrad unterwegs sind, als wir mit einem „Schnäpschen“ auf das Geburtstagskind anstoßen sollen. Wir nippen nur an einem wohl gefüllten Glas und bitten unsere jeweiligen Nachbarn, den Rest auszutrinken. Für die kein Problem!

„Aber essen dürft ihr ja wohl?“ Gesättigt und freudig gestimmt machen wir uns auf die Fortführung unserer Tour. Wenn es irgendwo in Europa Gastfreundschaft gibt, dann hier – mitten auf dem Lande, am Rande Litauens gelegen, aus unserer Sicht am Rande Europas – aber unglaublich schön!

Republik Uzurpis in Litauen

Viele Biker planen ihre Touren traditionell eher durch die Alpen, nach Norwegen oder Schottland – mit welchen Argumenten überzeugt man jeden Biker von einer Reise ins Baltikum? – Jemanden, der Berge, Kurven, Spitzkehren und Pässe als Hauptziel seiner Motorradreisen vor sich sieht, den werde ich schwerlich in einen oder alle drei baltischen Staaten locken können, wo der Große Eierberg in Estland nur knapp schwindelige 320 m erreicht. Aber wer neugierig auf Entdeckungen ist, der sollte dorthin fahren. Am besten bald, solange es diesen Osten noch so gibt, denn die Veränderungen sind gewaltig.

Gibt es einen „Geheimtipp“ den du interessierten Bikern für eine Reise durch das Baltikum mit auf den Weg geben möchtest? – Es gibt eigentlich so viele, in allen drei Hauptstädten mindestens je einen. Am liebsten bin ich in Vilnius in Užupis, dieser Künstlerkolonie, die über eine Flagge, einen Präsidenten und eine eigene Verfassung verfügt, in der u.a. steht, dass jeder Mensch das Recht hat, zu sterben, aber dass das keine Pflicht ist. Und sie haben Frank Zappa ein Denkmal gesetzt!

Der wichtigste Ort im Baltikum für mich liegt gut 25 Kilometer nördlich von Vilnius und kennzeichnet den geografischen Mittelpunkt Europas! Dort sind auf einem Findling Koordinaten eingraviert die den Mittelpunkt Europas kennzeichnen: 25° 19′ östlicher Länge und 54° 54′ nördlicher Breite als Schnittpunkt der Achsen Nordkap-Kreta und Ural-Gibraltar. An diesem Stein wurde mir klar, dass wir gar nicht, wie oft gesehen, der Mittelpunkt Europas sind, sondern, zumindest geografisch gesehen, eher Westeuropa. Gut, wenn man mal wieder „geerdet“ wird.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und viele spannende Erlebnisse weiterhin wünschen wir dir!

Haben die spannenden Geschichten von Jürgen Grieschat euer Interesse geweckt? Dann haben wir einen Tipp für euch: In den Herbst- und Wintermonaten gibt es viele Gelegenheiten Jürgen Grieschat bei Messen oder Audiovisionsvorträgen „live“ zu erleben.

Termine u.a. auf http://www.mottouren.de/infobox/veranstaltungen.html oder bei Facebook: https://www.facebook.com/Mottouren

Natur pur – Litauens traumhafte Nationalparks

Nationalpark Aukštaitija Seeufer

Litauens unberührte Natur ist bei Baltikum Urlaubern beliebt. Egal ob raue Ostseeküste oder sanfte Seen- und Hügellandschaften im Landesinnern: Litauens Natur ist nicht nur abwechslungsreich sondern auch einmalig schön! Am besten lässt sich die vielfältige Natur in den geschützten Nationalparks des Landes erkunden: zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Wasser mit dem Kanu. Überfüllte Wanderwege mit Unmengen an Touristen sucht man hier vergebens: „Natur pur“ ist in Litauen kein leeres Versprechen.

Nationalpark Aukstaitija

Er ist der älteste und vermutlich der beliebteste Nationalpark Litauens. Der Park ist 400 Quadratkilometer groß und birgt zahlreiche abwechslungsreiche Landschaften in sich: insgesamt 126 kleine und große Seen, bewaldete Inseln, Flüsse, Weidelandschaften und zahlreiche kulturelle Highlights mit Relikten der spannenden Landeskultur. Ursprünglich wurde der Park zum Schutz der Artenvielfalt von Flora und Fauna angelegt: Heute sind hier 60% aller Pflanzenarten Litauens vertreten.

Wer sich gern in der Natur aufhält und am liebsten bei langen Wanderungen in unberührter Natur abschalten kann, der ist hier genau richtig. Ein guter Startpunkt für Entdeckungstouren durch den Nationalpark ist das Besucherzentrum in Palūšė. Hier gibt es erste Informationen über die Geschichte der Gegend und die Besonderheiten des Parks. Die freundlichen Mitarbeiter helfen gern dabei, die perfekte Tour durch den Park zu finden und natürlich kann man sich dort mit Kartenmaterial und reichlich Infos über sehenswerte Ziele im Nationalpark eindecken.

Nicht verpassen sollte man den Besuch des denkmalgeschützten Dorfes Salos-II, eine Art Freilichtmuseum mit historischen Holzhäusern, die die Geschichte der Region vor über hundert Jahren zum Leben erwecken. Das Museumsdorf liegt auf einer der vielen Inseln des Nationalparks in der Nähe des höchsten Hügels Ladakalnis, von dem man den besten Ausblick über die weite Landschaft des Parks hat. Im Sommer bieten verschiedene Anbieter Kanus und Ruderboote zum Verleih, Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf Campingplätzen direkt im Nationalpark.

Nationalpark Aukštaitija - weite Wälder

Nationalpark Aukštaitija Seenplatte

Nationalpark Zemaitija

Die Gegend um den Nationalpark Žemaitija ist im wahrsten Sinne des Wortes sagenumwoben. Erst im 19. Jahrhundert konnte der christliche Glauben sich bei den Bewohnern durchsetzen – bis dahin verehrte man hier heidnische Gottheiten. Viele Naturschauplätze stehen in Verbindung mit regionalbekannten Sagen, so zum Beispiel der Plateliai-See, in dessen Tiefen ein weißes Pferd leben soll, das noch heute pro Jahr das Leben mindestens eines Schwimmers fordert. In den Dörfern am Ufer des Flusses werden mehrmals im Jahr bunte traditionelle Feste der ursprünglichen Volksgruppen gefeiert: für Reisende ein tolles Erlebnis!

Der Nationalpark ist 220 Quadratkilometer groß, die idyllischen Wanderwege schlängeln sich vorrangig um den großen Plateliai-See und durch die stillen Wälder. Neben ausgiebigem Naturgenuss oder Badepausen in einem der vielen klaren Seen sollte man einen Besuch der sowjetischen Raketenbasis Plokštinė und des heiligen Hügels Mikytai mit seinem Abdruck des Teufelsfußes einplanen.

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Nationalpark Žemaitija Seen

Nationalpark Kurische Nehrung

Nicht umsonst nahm die UNESCO den Nationalpark Kurische Nehrung im Jahr 2000 in die Liste des Welterbes auf: Der dünne Landstreifen zwischen Ostsee und kurischem Haff ist einmalig! Auf 98 Kilometern zieht sich der schmale Streifen Land, der vor 5.000 Jahren entstand, von Nida im Süden bis hoch nach Klaipeda im Nordosten. Den Besucher der Kurischen Nehrung erwartet idyllische Küstennatur wie sie typisch für die Ostseeregion ist: Riesige Dünen, weite Sandstrände und duftende Kiefernwälder bestimmen das Landschaftsbild. Aber nicht nur Natur, sondern auch viele ursprüngliche Küstendörfer machen den Besuch attraktiv. In Nida beispielsweise stehen zahlreiche der rot-blaue Fischerhäuschen, die typisch für die Region sind und schon seit Jahrhunderten hier gebaut werden. Die Strände von Nida sind perfekt für einen ausgiebigen Strandtag.

Sehenswert ist außerdem die „Hohe Düne“ Parnidis nahe Nida. Von der 52 Meter hohen Düne hat man einen fantastischen Ausblick auf die Ostsee und die Kurische Nehrung. Der Aufstieg lohnt sich! Am besten erkundet man die fantastische Natur und die idyllischen Fischerdörfer der Nehrung ohnehin zu Fuß oder mit dem Fahrrad: Entlang der Küsten gibt es gut markierte Rad- und Wanderwege.

Kurische Nehrung Weitblick

Kurische Nehrung Strand bei Nida
Foto: www.saparis.lt

Regionale Spezialitäten auf dem Weg nach Litauen

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Frische Seeluft macht hungrig! Zum Glück verfügen alle unsere Fähren über schöne Restaurants mit vielen leckeren Gerichten. Eine besondere Speisenauswahl erwartet die Passagiere auf unserer Fähre von Kiel nach Klaipeda: Im à-la-carte Restaurant „Mare Balticum“ werden die Gäste mit typisch litauischen Spezialitäten verwöhnt. Wir haben mit unserem Kollegen in Litauen gesprochen, der für die Auswahl der Gerichte verantwortlich ist. Welche Gerichte sind typisch litauisch? Mit welchen Zutaten kochen die Litauer gern? Wir haben ihn gefragt.

Wie ist dein Name und welche Position hast du bei DFDS?
Mein Name ist Vaidas Krumas, ich bin Executive Chef bei DFDS Seaways im Bereich Baltikum. Ich bin verantwortlich für die Menüauswahl auf all unseren Fähren, die im Baltikum unterwegs sind.

Zuständig für Menüauswahl an Bord
Vaidas Krumas, zuständig für die Menüauswahl an Bord unserer Fähren ins Baltikum

Kannst du uns ein bisschen über die Gerichte im „Mare Balticum“ Restaurant an Bord der Fähre erzählen: Welche gibt es dort?
Wir Litauer fühlen uns ebenso wie die Deutschen als stolze Europäer mit einer einzigartigen Kultur und Geschichte. Also versuchen wir, in unserem à-la-carte Restaurant die besten Kochtraditionen Europas zu vereinen und zu repräsentieren.

Woher bekommen denn die Schiffe die Vorräte für die Zubereitung der Gerichte an Bord?
DFDS Seaways erhält seine Produkte von langjährigen Partnern mit großer Erfahrung im Bereich der Belieferung von Großküchen und Herstellung von Lebensmitteln, außerdem bieten unsere Partner eine große Auswahl an internationalen Markenprodukten. Frische Lebensmittel und Zutaten bekommen wir außerdem von regionalen Landwirten und Herstellern aus Litauen. All unsere Lebensmittel nehmen wir im Hafen von Klaipeda an Bord.

Wie groß ist der Einfluss der lokalen litauischen Küche auf die Gerichte an Bord? Gibt es typisch litauische Zutaten oder Speisen?
Grundsätzlich gibt es ja zwei Möglichkeiten an Bord, die traditionelle litauische Küche zu probieren. Die eine ist der Besuch im Mare Balticum Restaurant, die Reservierungen für dieses à-la-carte Restaurant können sogar schon vorab zuhause bei der Buchung der Reise gemacht werden. Die andere Möglichkeit ist, einfach an Bord unser Büfett Restaurant zu besuchen. Hier gibt es immer unterschiedliche Gerichte, unsere Köche stellen täglich wechselnde Spezialitäten des Tages zusammen. Die Auswahl der Gerichte ist stark von saisonalen Zutaten geprägt und soll unsere Gäste an ein gutes, bürgerliches Essen erinnern, wie wenn es zuhause selbst gekocht wäre.

Typisch für die litauische Küche sind Kartoffel-Gerichte, zum Beispiel Kartoffelkuchen mit Bacon, Zeppelins (gefüllte Kartoffeln), Kartoffelpfannkuchen… aber selbst diese Gerichte werden in den unterschiedlichen Regionen Litauens unterschiedlich zubereitet. Andere Gerichte wie šaltibarščiai (kalte Rote-Beete-Suppe), frittiertes Knoblauchbrot mit geschmolzenem Käse, Gerichte mit Hering oder Hüttenkäse sind ebenfalls typisch für Litauens Küche. Aber auch viele Fleischgerichte insbesondere mit Schweinefleisch (Würste sind sehr beliebt) und Sauerkraut als Beilage gehören dazu, hier ist unsere Küche der deutschen sehr ähnlich.

Du kennst wahrscheinlich alle Gerichte, die es an Bord im Mare Balticum Restaurant gibt. Was ist denn dein persönliches Lieblingsmenü?
Für mich persönlich ist Essen wie Musik: Was ich gerne essen möchte, hängt stark von meiner persönlichen Stimmung genau in diesem Moment ab. Aber ich kann schon sagen, welches Menü mir im „Mare Balticum“ besonders gut gefällt: Als Vorspeise wähle ich Schnecken mit Kräuter-Knoblauch Dip und gefüllte Pilze mit Blauschimmelkäse. Als Hauptgericht würde ich das gegrillte Beefsteak oder Lammrippchen nehmen. Zum Dessert würde ich mir ein Stück Apfelkuchen mit Vanille Eiskrem gönnen!

Mmmhhh jetzt haben wirklich Appetit bekommen. Vielen Dank für das Interview!