Boxing Day in England und warum sich eine Reise lohnt

Union Jack Wimpel

Am 26. Dezember wird in den Mitgliedsländern des Commonwealth of Nations traditionell der Boxing Day gefeiert! Was hat es damit auf sich? Wo wird er gefeiert? Wie wird er gefeiert? Erfahrt mehr auf unserem Blog! Boxing Day in England und warum sich eine Reise lohnt weiterlesen

England-Kurztrip zum Boxing Day

Die Brücken von Newcastle

Statt Weihnachtskaffee mit Omi und Tanten einfach mal in den Kurztrip zum Boxing Day nach England verschwinden? Warum eigentlich nicht! England ist sowieso eines unserer Lieblingsziele, egal zu welcher Jahreszeit, und so entschieden wir uns für eine 4-Tage Fußballreise ins nordenglische Newcastle inklusive Premier League Partie am berüchtigten „Boxing Day“ – wie der zweite Weihnachtsfeiertag in England genannt wird.

Schon gegen fünf Uhr morgens am 25. Dezember startete die Fußballreise nach England für uns in Hamburg am ZOB, denn statt Fahrt mit dem eigenen Auto oder Zugfahrt haben wir uns für die preisgünstige Alternative Fernbus entschieden. Eine gute Wahl! Nach angenehmer Fahrt über Bremen, Osnabrück und Groningen bringt uns der Bus pünktlich gegen elf Uhr morgens zum Amsterdamer Bahnhof Sloterdijk. Eine fünfminütige Bahnfahrt weiter landen wir am Amsterdamer Hauptbahnhof und steuern sofort das nächste gemütliche Café an einer der typischen Grachten an, wo wir dann mit „Koffie verkeerd“ und zweitem Frühstück zufrieden in den weiteren Tag starten.

Die meisten Geschäfte haben am 25. Dezember in Amsterdam zwar geschlossen, trotzdem ist die Stadt voll von Touristen und bei einem sonnigen Stadtbummel entlang der schönen Grachten und hübschen alten Kaufmannshäuser kommt sofort Urlaubsstimmung auf. Gegen 14 Uhr nehmen wir den DFDS Shuttlebus, der uns nach halbstündiger Fahrt zum Hafenterminal nach IJmuiden bringt, wo die PRINCESS SEAWAYS schon abfahrbereit am Kai wartet. Nach Einchecken und Bezug der Kabine haben wir noch reichlich Zeit das Schiff zu erkunden, bevor um 17 Uhr die Leinen losgemacht werden und sich die Fähre Richtung Nordsee aufmacht.

Gegen frühen Abend haben wir einen Tisch im Büfettrestaurant reserviert: Genau das richtige für ein ausgiebiges Weihnachtsessen! Zur Vorspeise gibt es für uns Muscheln, Krabben und Salat, zum Hauptgang wählen wir Braten mit Soße und verschiedenen Beilagen und auch der Nachtisch mit verschiedenen Käsesorten, kleinen Törtchen, Puddings und Eis ist einem Weihnachtsdinner angemessen. Gut gesättigt machen wir uns auf in die Navigators Bar, wo am späteren Abend ein (deutsches) Fußballquiz stattfindet. Nach Cider und Newcastle Brown Ale geht’s ab in die kleine, aber gemütliche Kabine.

Boxing Day in Newcastle

Am nächsten Morgen erwartet uns in Newcastle zwar englisches Regenwetter, aber kein Problem, das ist die beste Ausrede nach Einchecken im Hotel erstmal die Geschäfte in der Innenstadt zu erkunden, die am Boxing Day geöffnet haben. Denn heute beginnt in England traditionell der Winterschlussverkauf. Im großen Eldon Square Einkaufszentrum gibt’s alles was das Herz begehrt und riesige Menschenmengen schieben sich von Geschäft zu Geschäft – die Englänger sind im Schnäppchenrausch.

Gegen 17 Uhr spazieren wir allmählich Richtung Fußballstadion St. James Park, das nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt ist. Die Stimmung ist ausgelassen, es scheint als wäre die halbe Stadt unterwegs ins Stadion. Noch schnell mit einem halben Pint im Gastrobereich auf den Erfolg der Heimmannschaft anstoßen (auf den Rängen ist Alkohol verboten) und dann ist auch schon Anpfiff. Mitten im Heimblock fiebern wir mit den Magpies mit… der große Rückschlag folgt leider in letzter Minute als Gegner Everton die letzte Ecke des Spiels zum Siegtor verwandelt. Enttäuschte Fans trotten kopfhängend aus dem Stadion und ziehen erstmal in die umliegenden Pubs um die Schlappe zu verarbeiten. Kopf hoch Newcastle – bestimmt klappt’s beim nächsten Mal!

Fußballreise am Boxing Day Newcastle vs. Everton

Wir wählen fürs Abendessen das „Old George“ nahe der Innenstadt, ein wunderschöner Pub mit großer Bierauswahl und empfehlenswerten Fish & Chips, so lässt sich die Niederlage doch gleich besser verkraften! Zum Ausklang des Abends treibt es uns in die Kneipe „The Bridge Tavern“ – wo man seinen Gin wahlweise unten im Erdgeschoss umringt von Bücherregalen oder oben mit Blick auf die Stadtterrasse der Bar einnimmt – eine echt coole Kneipe mit jungem Publikum!

Von wegen englisches Wetter…

Am nächsten Morgen werden wir vom Sonnenschein geweckt. Den strahlend blauen Himmel kann man am besten bei einem Spaziergang entlang des Tyne genießen vorbei an den sieben Brücken der Stadt bis hin zur Millennium Kippbrücke und dem im Sonnenlicht glitzerndem Konzerthaus Sage Gateshead. Auf dem kleinen Markt, der jeden Sonntag an der Flusspromenade stattfindet, kommen wir mit einem Verkäufer ins Gespräch, der sogleich von Deutschland schwärmt und sich wundert warum wir denn an Weihnachten nach England kommen, wo wir doch die schönen deutschen Weihnachtsmärkte direkt vor der Haustür haben. Aber die haben wir ja jedes Jahr – und wir freuen uns stattdessen über die schönen Erlebnisse und spannende Abwechslung auf unserer kleinen Reise.

Am frühen Nachmittag schnappen wir uns dann unser Gepäck und machen uns mit dem Shuttlebus auf zum Hafen. Bei untergehender Sonne verlässt die Fähre später den Hafen flussabwärts Richtung Nordsee. Im Steakhouse an Bord des Schiffes lassen wir bei U.S. Explorer’s Steak, Ofenkartoffel und Rotwein den Abend ausklingen und fallen müde aber zufrieden in unsere gemütlichen Kojen. Der Fernbus bringt uns am nächsten Tag wieder von Amsterdam zurück nach Hamburg – erneut problemlos und pünktlich.

Unser Kurztrip war zwar nur vier Tage lang, trotzdem haben wir so viel erlebt und gesehen, dass es uns wie eine ganze Woche Urlaub vorkam. Einen Kurzurlaub zu Weihnachten können wir uns wieder vorstellen, vielleicht sogar ein zweites Mal zum Boxing Day nach Newcastle!

Konzerthaus "Sage Gateshead"

Die Gateshead Millennium Bridge

 

Einmal „Citizen“ und zurück – ein Besuch in Manchester

Manchester City Eintrittskarte ins Ethiad Stadium

„Volle Pulle“ Premier League ist am 4. Spieltag im Norden Englands angesagt: Newcastle United empfängt die „Gunners“ (FC Arsenal), West Ham ist im Liverpooler Anfield zu Gast und Manchester City tritt gegen Aufsteiger Watford FC an. Da die Bauarbeiten am mittlerweile ca. 55.000 Zuschauer fassenden Etihad Stadium in Manchester nahezu abgeschlossen sind, wollen wir uns live beim Match von ManCity unbedingt ein Bild von der Fußballkathedrale machen. Hochgradig gespannt sind wir auch auf die Stadt und die Manchesteraner (?!) – ja wie nennen sich eigentlich die Einwohner von Manchester?

Bei diesigem Wetter aber ruhiger See geht es mit der KING SEAWAYS ab dem niederländischen IJmuiden in Richtung Newcastle im Norden Englands. Zehn Minuten und drei obligatorische Schaukler später ist seeseitig völlige Ruhe eingetreten, wir lassen den diesigen Schleier hinter uns und steuern auf dem Sonnendeck einem feurig roten Horizont entgegen. Am Abend haben wir an Bord im Restaurant „Blue Riband“ für uns reserviert – mein Fazit als Stadtkind: ambitionierte à-la-carte Küche mit regionalen Produkten und einem Top-Standard, wenn man bedenkt, dass wir auf einer Fähre sind. Hier kommt von Rinder Tatar bis hin zum Lammfilet erstklassige regionale Produktqualität auf den Teller und spätestens bei der hausgemachten Eiscreme werden aus waschechten Fußballkerlen wieder D-Junioren. Wo sonst Transfers und Schiedsrichter-Entscheidungen mit Inbrunst diskutiert werden, ist man sich nun mehr als einig: Rhabarber ist die beste Sorte.

Manchester City gegen W(h)atford?!

Bis zum Reisebeginn hatte ich noch nie von dem Team in den schwarz-gelben Trikots aus Watford gehört, die man trotz des roten Elches im Logo schlicht „The Hornets“ nennt. Nach einem lautstarken Pubgespräch mit einem waschechten Manchesterer (?!) und zwei Pints später bin ich im Bilde: man hat es hier mit einem notorischen Pendler zwischen Zweitliga und Premier League zu tun, der seine besten Jahre in den 1980ern hatte – also vor meiner Zeit. Dass ich mich auf ein einseitiges Torwandschießen im Kasten der Gäste freuen kann, wird mir an der Theke jedoch lautstark ausgetrieben. Plötzlich ist sich der ganze Pub einig: Übermut tut selten gut! Seitdem Watford im Vorjahr des Meistertitels von Man City nahezu den Einzug der „Skyblues“ ins Finale des FA-Cups vereitelt hat, gilt der Club in der Stadt als ernst zu nehmender Angstgegner.

Diesen Eindruck teile ich nach der ersten Halbzeit im Etihad Stadium ebenfalls: die Manchestner (?!) empfangen die Hornissen bis zum Pausenpfiff mit einer an Angst grenzenden Ehrfurcht. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum eine Stammelf, die dem amtierenden Meister Chelsea noch vor zwei Wochen eine kräftige Abreibung verpasst hat, es lediglich durch Sergio Agüero’s ideenlose Alleingänge vermag, die Hornissen zu ärgern. Für mich als emotional Außenstehenden das alles völlig unbegründet: was den „Skyblues“ an Raffinesse im Elfmeterraum fehlt, fehlt den „Hornets“ auf dem ganzen Grün und so kommt das Tor von Raheem Sterling in der 47. Minute für mich nicht weiter überraschend, wird von den Citizens aber mit sichtbarer Erleichterung bejubelt. Der Bann scheint gebrochen, das muntere Einschießen auf den schwarz-gelben Kasten beginnt und keine zehn Minuten später versenkt Fernandinho: so gehört sich Fußball für einen Tabellenführer.

Premie League Spiel: Manchester City vs. Watford

Parallel wird über kicker-App auch im heimischen Stadion mitgefiebert – im Etihad mit Free Wifi im ganzen Stadion kein Problem. Derweil im St. James’ Park in Newcastle ist Arsenal durch ein unglücklich abgefälschtes Tor von Colocchini in Führung gegangen. Das Match gegen die „Gunners“ wäre also auch hochgradig spannend gewesen. Newcastle United ist in jedem Falle immer für eine Überraschung gut. Wir können uns in Manchester aber auch nicht beklagen: mit dem 10. Sieg in Folge bricht Manchester City heute einen Rekord, was nicht nur im Stadion mächtig gefeiert wird.

Northern Quarter –  Partymeile zwischen Brit Rock und Brit Chic

Dass Karl Marx und Friedrich Engels im Northern Quarter bereits einen getrunken haben sollen, sagt alles: die beiden Rockstars der industriellen Revolution passen in dieses Viertel genauso wie Oasis, The Smiths und Joy Division, die allesamt in Manchester zu Hause sind. Was bei Tag hippe Läden mit lustigen Gimmicks und Designerkram im typischen Backstein der Jahrhundertwende bedeutet, wird nachts zum angesagten Szenetreff mit Clubs, Bars und Pubs. Wie das obligatorische Schlendern über die Reeperbahn in Hamburg gehört zum Besuch in Manchester also der „Pub Crawl“ im Northern Quarter dazu: so nämlich wird hier eine Kneipentour genannt, wozu gesagt werden muss, dass der Pub Crawl für den Manchesten (?!) erst ab zehn Pubs aufwärts das Prädikat „Crawl“ verdient.

Und so muss unser „Crawl“ aus Sicht eines Manchetten (?!) zwangsläufig wie der Versuch eines Beckenrandschwimmers anmuten, der versucht die Mitte des Beckens zu erreichen. Die Partykultur in Manchester ist ähnlich wie in Newcastle gnadenlos und kennt keinen Morgen. Wer einen langen, ausgelassenen Abend mit Pubs, Bars oder Clubs aller coleur sucht, wird im Northern Quarter definitiv fündig – wer in aller Ruhe einen Abschlussdrink nach dem Abendessen nehmen möchte, sei seelisch darauf vorbereitet, Zeuge eines wöchentlichen Kollektivausbruchs der Manchesteraner (?!) aus dem Korsett britischer Konventionen zu werden. Dabei scheinen Temperaturen und Wetterbedingungen bei der Wahl der Ausgehkleidung eine ausgesprochen kleine bis keine Rolle zu spielen. Ganz gleich, ob es Herbst oder Winter ist: man sieht hier immer die Sommerkollektion! Eines haben wir dann aber tatsächlich noch herausfinden können: die Einwohner Manchesters heißen Mancunians! oder auch verkürzt Mancs!