In vielen Teilen Schottlands wurde Leinwandgeschichte geschrieben. Mit dem Auto lässt sich eine individuelle Rundreise zu den Drehorten vieler Filmklassiker zusammenstellen.
Von Nicola de Paoli, Herausgeberin des Schottland-Magazins
Die Highlands, jede Menge malerische Burgen und Schlösser und eine faszinierende Geschichte – angesichts dieser Mischung ist es wenig verwunderlich, dass Schottland immer wieder der Drehort für Hollywood-Filme, Blockbuster und aufwändige TV-Produktionen gewesen ist. Mit dem Auto könnt Ihr die Drehorte besichtigen und Euch individuelle Reiserouten zu den Orten zusammenstellen, an denen viele Filmklassiker entstanden.
Mystisches Edinburgh
The Da Vinci Code
Wer in Newcastle von der DFDS-Fähre in Richtung der schottischen Hauptstadt Edinburgh fährt, kommt schon bald am ersten Drehort eines Kino-Highlights vorbei. In dem kleinen Ort Rosslyn liegt die Kirche Rosslyn Chapel aus dem 15. Jahrhundert. Sehenswert sind die Steinschnitzereien, die schon ganze Generationen von Besuchern fasziniert haben. Es hält sich hartnäckig die Legende, dass in der Krypta von Rosslyn Chapel, die nicht zugänglich ist, ein Schatz verborgen sein könnte. Dieser Mythos sowie die besondere Atmosphäre von Rosslyn Chapel kamen in Dan Browns „The Da Vinci Code – Sakrileg“ zu Filmehren. Bei seiner Gralsuche kommt Tom Hanks als Robert Langdon sowie die Kryptologin Sophie Neveu (Audrey Tautou) hinter ein lange gehütetes Geheimnis.
Alfred Hitchcock zu Besuch in Peebles
Weit weniger bekannt ist das kleine Museum zu Ehren des schottischen Schriftstellers John Buchan in der Kleinstadt Peebles südlich von Edinburgh. Der Romanklassiker “39 steps” von Buchan wird von Literaturwissenschaftlern als der erste moderne Thriller gepriesen. In dem Roman wird der Held der Geschichte von den Handlangern einer ausländischen Macht durch die schottischen Berge gejagt. Das war genau der Stoff, der dem Filmregisseur Alfred Hitchcock gefiel. Hitchcock ist allerdings nur einer von zahlreichen Regisseuren, die den spannenden Romanstoff für die Leinwand umsetzten.
Edinburgh – Drehort für die große Leinwand
Die stimmungsvolle Altstadt und die elegante New Town von Edinburgh bildeten die Kulisse zahlreicher Filme. Dazu zählt beispielsweise die Liebesgeschichte “Zwei an einem Tag” (englischer Originaltitel: One Day), in der Emma Morley (Anne Hathaway) und Dexter Mayhew (Jim Sturgess) als Liebespaar mit Hindernissen durch die Innenstadt der schottischen Hauptstadt streifen oder den erloschenen Vulkanberg Carlton Hill für eine romantische Wanderung nutzen. Unvergessen ist der Kultfilm Trainspotting von Regisseur Danny Boyle und mit Ewan McGregor in einer Hauptrolle aus dem Jahr 1996. Die rabenschwarze Komödie führt das Publikum in das Drogenmilieu und zu Dealern und Underdogs. Der Film spielt zwar in Edinburgh, gedreht wurde allerdings zum großen Teil in Glasgow. 2017 gab es mit Trainspotting 2 eine Fortsetzung des Erfolgsstreifens.
Edinburgh war aber nicht nur Schauplatz bekannter Kinofilme, sondern lieferte oft genug die literarische Vorlage gleich mit dazu. So ist es kein Geheimnis, dass sich J.K. Rowling, die Autorin der Kinderbuchklassikers Harry Potter, zahlreiche Anregungen in der schottischen Hauptstadt suchte. Die Harry Potter-Romane wurde später mit Daniel Radcliffe als Harry Potter und Emma Watson als Hermine verfilmt.
Westküste & Highlands
Mit dem Hogwarts Express zum Glenfinann Viadukt
Mit den Harry Potter-Filmen ist es von Edinburgh auch nur ein Katzensprung nach Glenfinnan an der schottischen Westküste. Hier führt die Bahnstrecke zwischen Fort William und der Hafenstadt Mallaig vorbei. Sie gilt als eine der schönsten Zugverbindungen weltweit. Einen großen Anteil daran hat ein eindrucksvolles Viadukt, das bei Glenfinnan malerisch zwischen bewaldeten Hügeln liegt. Das Besondere an dieser Bahnstrecke ist außerdem, dass sie nicht nur von modernen Zügen genutzt wird, sondern auch von der alten Dampflokomotive Jacobite Train. Das ist so eindrucksvoll, dass die Filmcrew der Harry Potter-Filme nicht lange auf sich warten ließ. Sie verwandelte den Jacobite Train umgehend in den Hogwarts Express, der den Zauberlehrling Harry Potter und seine Freunde zum Zauberinternat Hogwarts befördert. In Glenfinnan gibt es ein Besucherzentrum, und pünktlich zum Fahrplan des Jacobite Train stehen Dutzende Besucher mit Fotokameras, die sich das berühmte Motiv mit der Dampflok auf dem Viadukt nicht entgehen lassen wollen.
Schottlands Freiheitskämpfer William Wallace
Zwischen Edinburgh und Glenfinnan an der Westküste liegt die Stadt Stirling. Bei Stirling befindet sich das William Wallace-Monument, das an den gleichnamigen schottischen Freiheitskämpfer erinnert. Das Leben dieses Nationalhelden verfilmte Hollywood mit Mel Gibson in einem Filmklassiker, den jeder Schottlandfan kennt: Braveheart. In Schottland ist William Wallace auch ohne den Filmhit Braveheart unvergessen. Rund 20 William Wallace-Denkmäler gibt es in Schottland, etwa in der Ortschaft Dryburgh in Südschottland, in Glasgow oder in Ayr. Das 67 Meter hohe Wallace Monument bei Stirling ist allerdings das größte. Es liegt zwischen den grünen Hügeln von Stirling. Der Turm wurde im Jahr 1869 fertiggestellt und ist ein Besuchermagnet, das jedes Jahr 100.000 Gäste nach Stirling lockt. Wallace kämpfte im 14. Jahrhundert gegen die Engländer. Seinen Widerstand bezahlte er mit dem Leben. Wallace wurde im Jahr 1305 in London gehängt.
Eilean Donan Castle ist das (Film) Wahrzeichen Schottlands
Ein weiterer schottischer Held auf der Filmleinwand ist Christopher Lambert in dem Fantasyfilm “Highlander”. Lambert spielte in den 80ern den unsterblichen Connor MacLeod. Die Heimat des Clans ist das Eilean Donan Castle, das am Loch Duich in den westlichen schottischen Highlands liegt. Da die Burg bereits in vielen Filmen als Kulisse diente, so zum Beispiel auch in „Verliebt in die Braut“ und „James Bond – Die Welt ist nicht genug“, gilt sie für die Filmwelt eine Art Wahrzeichen Schottlands. Aufgrund ihrer steinernen Brücke ist sie sehr leicht wiederzuerkennen und ist die wohl am meisten fotografierte Burg Schottlands.
Doune Castle für echte Outlander Fans
Auch andere Schlösser und malerische Burgruinen eignen sich bestens als Kulisse für einen Blockbuster. Das wussten auch die Jungs der britischen Komikertruppe Monty Python. Sie suchten sich die Burg Doune Castle in 1974 als Drehort für Pythons „Die Ritter der Kokosnuss” aus. Hier wurden reihenweise Kuhattrappen über die Brüstung geworfen. Noch heute kann man den Filmklassiker hin und wieder im Freiluftkino im Burginnern sehen. Doune Castle ist außerdem die fiktive Burg Leoch, Heimat des MacKenzie Clans, in der Serie „Outlander“.
Isle of Skye – Kulisse für die schroffe Schönheit des Winters
Die Insel Skye spielte in „Macbeth“ mit Michael Fassbender eine Hauptrolle. Die Dreharbeiten fanden in den Wintermonaten statt und zeigen die Insel Skye in ihrer ganzen schroffen Schönheit und Einsamkeit. In „Snow White and the Huntsman“ mit Kirsten Stewart war die Hebrideninsel ebenfalls auf der großen Leinwand zu sehen. Gedreht wurde im Quiraing, einer einsamen Region im Norden der Insel, die für ihre ungewöhnlichen Gesteinsformationen bekannt ist.
Rob Roy im Trossachs Nationalpark
Die schöne schottische Landschaft lockte die Filmemacher auch in den Trossachs Nationalpark, der vor den Toren der Stadt Glasgow liegt. Hier hatte einst der Clan Gregor das Sagen, und das bekannteste Mitglied des Clans war Rob Roy, der im 17. Jahrhundert lebte. Es machte den Engländern das Leben schwer und wird in Schottland noch immer als Volksheld gefeiert. Es gibt in Erinnerung an den Highlander sogar einen Rob Roy-Fernwanderweg. Dieser Weg führt entlang einer geologischen Falte, die aus Sicht von Gesteinsforschern die Highlands von den Lowlands trennt. Im Jahr 1995 wurde das Leben von Rob Roy verfilmt. Die Hauptrolle übernahm Liam Neeson. Die Dreharbeiten für diesen Film fanden ausschließlich in Schottland statt.