Auf einer Landzunge am Kurischen Haff, der Windenburger Ecke, steht seit dem Jahre 1863 der Leuchtturm von Vente. Ein Abstecher hierher und zu der heute dazu gehörigen Vogelwarte lohnt sich für alle, die sich auf dem Weg von Klaipeda nach Kaunas ein wenig Zeit nehmen können und wollen.
Wir sind mit unseren Motorrädern unterwegs: Klaipeda lassen wir auf der 141 nach Süden Richtung Šilutė hinter uns. In Prikulé biegen wir nach Südwesten ab, durchfahren Kintai und halten uns anschließend weiter in südwestliche Richtung bis nach Vente, welches wegen seiner Form von den Litauern Ventės Ragas – das Horn von Vente – genannt wird. Der deutsche Name Windenburger Ecke leitet sich von der 1360 errichteten Windenburg ab. Die Ordensburg diente ursprünglich der Sicherung und Kontrolle des Memeldeltas, sie existiert aber schon lange nicht mehr.
Unsere Fahrt endet am Verkehrsschild „Durchfahrt verboten“ – von hier geht es nur noch zu Fuß weiter zum Leuchtturm und zur Vogelwarte. Hinter einem Kiosk stellen wir unsere Motorräder auf dem Parkplatz ab, der ist seit dem Sommer 2015 kostenpflichtig. Etwa 400 Meter trennen uns noch vom markanten Leuchtturm auf der Landzunge am Kurischen Haff. Schon nach wenigen Metern befindet sich rechter Hand ein hölzerner Aussichtsturm. Von dem erhöhten Standpunkt aus schweift der Blick über das Haff hinüber zur Kurischen Nehrung. Je nach Tageszeit sind die großen Wanderdünen hell im Licht zu erkennen.
Ins Netz gegangen – Die Vogelwarte in Vente
Am Himmel ziehen Vögel immer wieder ihre Kreise. Ihretwegen wurden die Vogelfangnetze rechts und links vom Leuchtturm aufgestellt. Je nach Jahreszeit werden sie in Richtung der Zugvogelschwärme ausgerichtet. Über die riesigen Netze werden die Vögel dann in kleinere „Käfige“ gelenkt. Sie werden bestimmt, gemessen, gewogen, beringt und anschließend wieder frei gelassen. Das sind hier pro Jahr etwa 50.000 Vögel. Über den Ring können Ornithologen in anderen Teilen der Welt Auskunft über Flugrouten geben. Die Vogelwarte Ventės Ragas besteht seit 1929. Zu Beginn der Saison 2015 sind hier neue Gebäude entstanden, die über die Arbeit der Vogelwarte informieren.
Blick vom Leuchtturm
Einen guten Ausblick auf die Netze bietet die Aussichtsplattform des Leuchtturmes in 11 Metern Höhe, wenn man die enge, gusseiserne Wendeltreppe hinauf steigt. Bitte beachtet die geringe Bauhöhe der Ausstiegstür, um ein nachhaltiges Andenken in Form einer Beule zu verhindern. Von hier aus schweift der Blick vom Memeldelta übers Kurische Haff. Auch Kitesurfer, die das Revier vor der Landzunge zu ihrem erkoren haben, lassen sich hier gut beobachten. Nicht umsonst trägt diese Stelle den deutschen Namen Windenburger Ecke.
Weiterfahrt nach Kaunas
Zurück am Parkplatz legen wir eine Pause ein. In dem kleinen Kiosk versorgen wir uns mit kühlen Getränken und geräuchertem Fisch. Auf dem Rückweg Richtung Kintai gibt es ein neuerrichtetes Denkmal eines Kurenkahns in verkleinertem Maßstab. Es erinnert an die flachgehenden Holzboote, die einst in großer Zahl auf dem Haff zum Fischfang unterwegs waren. Heute gibt es nur noch wenige von ihnen, sie werden als nostalgische Ausflugssegler eingesetzt. Vom nahegelegenen Hotel mit angeschlossenem Campingplatz aus kann man mit einer kleinen Fähre über das Kurische Haff auf die Kurische Nehrung nach Nidden fahren. Dieses Angebot gilt allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.
Eine inzwischen geteerte Straße führt über diverse Wasserwege am Memeldelta entlang nach Šilutė, der „Hauptstadt“ des Memeldeltas. Seit 1511 entstand hier eine Siedlung, die aus einer Kneipe hervorgegangen ist, dem Heidekrug. Später wurde daraus ein Marktflecken für die Bauern dieser Moor- und Heidelandschaft. Von Šilutė aus führt die 141 über Pagégiai weiter nach Kaunas.
Gastblogger: Jürgen „Juri“ Grieschat, www.mottouren.de